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Etikette [MMA-Serie]

  • Autorenbild: versus
    versus
  • 17. März 2023
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Juli 2024

Die Aura eines Kampfsportgyms kann auf viele Menschen einschüchternd wirken. Immerhin zählen diese zu den letzten Bastionen mentaler Abhärtung und gelebter Gewalt in unserer Gesellschaft. Diese Tatsache soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dort zwischen den Trainings und Einheiten oft eine sehr freundliche und respektvolle Atmosphäre herrscht. Um diese aufrechtzuerhalten und Anfängern die Nervosität vor den Ungewissheiten des ersten Trainings zu nehmen, wollen wir hier auf ein paar unausgesprochene Regeln eingehen, die in den allermeisten Gyms gelten werden.


von versus


Pünktlichkeit


Der wichtigste Punkt in unserer Liste gehört eigentlich noch zur Vorbereitungsphase. Viele Gyms wollen neben den "Hard Skills" der jeweiligen Kampfsportart auch "soft skills", wie Werte vermitteln. Zwei dieser Werte, die in allen Kampfsportarten groß geschrieben werden, ist Respekt und Disziplin. Pünktlichkeit ist Ausdruck ebenjener. Indem man pünktlich ist, zeigt man, dass einem die Zeit aller beteiligten genau so wertvoll ist, wie die eigene.

Kleinere Uhren zur Zeitentnahme ebenfalls erlaubt.

Sollte man jedoch einmal eine oder zwei Minuten zu spät an der Matte ankommen, so reiht man sich nicht gleich in die Aufwärmübungen mit ein, sondern geht zuerst einmal zum Trainer und fragt, ob man noch am Training teilnehmen darf (bei traditionsbewussten Kampfsportarten wie Karate oder BJJ kann dies sogar mit einer Verbeugung einhergehen). In den seltensten Fällen sagt dieser natürlich nein. Das Zu-spät-kommen sollte einfach nur nicht zur Gewohnheit werden. Nehmt vor euren ersten Trainings, bis ihr mit den Anbindungen oder der Parkplatzsituation vor Ort vertraut seid, einfach einen Bus früher oder steigt früher ins Auto.


Hygiene


In unserem Ausrüstungsartikel haben wir bereits zu Rashguards geschrieben, dass es eine Form der Höflichkeit ist, den Trainingspartner nicht mit einem schweißtropfenden Baumwollshirt abzuwischen. Achtet daher möglichst immer darauf, dass ihr mit frisch gewaschenen Rashguards und Leggings ins Training kommt.

Das Bild einer Staph-Infektion wollen wir euch an dieser Stelle nicht antun, daher ein Foto einer schlafenden Katze.

Dies hat jedoch nicht nur soziale Gründe, sondern viel wichtiger ist tatsächlich die Vorbeuge von Hautkrankheiten. Ein Vollkontakt-Kampfsportgym ist oft eine Petrischale für Staphylokokken. Dies sind Bakterien, die wir bereits auf der Haut haben, aber unter feuchten und dunklen Bedingungen, gerne in offene Stellen in der Haut eindringen können und so nicht sehr ansehnliche eitrige Entzündungen auslösen können. Die Infektion kann zwar mittels Antibiotika gut behandelt werden, jedoch fällt man selbstverständlich länger beim Training aus.


Das alles muss ja nicht sein, darum geht man nicht mit vom letzten Training verschwitzten Klamotten zum Rollen und duscht sich danach (am besten mit antibakterieller Seife) ab. Sollte man durch Training offene Wunden bekommen haben, gilt diesen bei der Hygiene besondere Aufmerksamkeit. Man kann diese dann für die nächsten Sessions abkleben um das Risiko einer Infektion noch weiter zu verhindern. Nehmt außerdem genug Zink zu euch, um den Wundheilungsprozess zu beschleunigen.


Apropos Wunden: Achtet auch immer darauf, dass eure Finger- und Zehennägel gut geschnitten ist. So werden Kratzer- und die darauffolgenden, oben genannten Infektionsgefahren, am Trainingspartner reduziert.


Ein weiterer Punkt, der sogar leicht Performanzsteigernd wirkt ist die Nasenreinigung. Sportphysiologisch, boxtechnisch (Mund soll geschlossen bleiben) und wegen des Mouthguards, ist eine nasale Atmung immer vorzuziehen. Vor dem Training abzuschneuzen und Nasenspray zu verwenden erhöht nicht nur die Sauerstoffzufuhr sondern verhindert auch, vor Anstrengung schnaubend euren Gegner voll zu rotzen.


Mattenetikette


Nicht alle Gyms sind so fancy wie das der Gracies. Aber auch nicht so teuer.

Sollte vor der angesetzten eigenen Trainingseinheit noch eine andere Gruppe trainieren, so gehört es sich, vor der Matte zu warten und diese zunächst noch nicht zu betreten, egal wie groß diese ist und wie klein die trainierende Gruppe ist. Man wartet also entweder bis deren Training beendet ist, oder, sollte tatsächlich viel ungenutzter Platz vorhanden sein, kann man den Trainer in einer ruhigen Sekunden kurz vom Mattenrand aus fragen, ob man sich schon mal in einer Ecke der Matte aufwärmen darf.


Die Matte betritt man grundsätzlich ohne Schuhe. Ausnahmen hierbei kann das Ring- und Boxtraining sein. Fragt hierzu aber zuvor anwesendes Personal, da die meisten Gymbetreiber in dieser Hinsicht sehr penibel sind, da die (falschen) Schuhe die teuren Matten beschädigen können.


Bereits gehört, aber nicht in jedem Gym erlebt, haben wir, dass auf der Matte nicht getrunken werden soll. So kann der Inhalt eines klebrigen Sportdrinks bei gierigem Schlucken nach einer harten Sparringrunde gern auf der Matte landen und so alles verdrecken. Stellt eure Getränke außerhalb der Matte hin und bewegt euch dorthin um euch zu rehydrieren.


Abklatschen


Das Training mit einem Partner kann im MMA naturgemäß sehr intensiv von Statten gehen und damit keine Animositäten zwischen den Trainierenden entstehen gibt es auch hier eine kleine Sozialmaßnahme.


So ist es kulturübergreifend üblich vor der Runde mit dem Partner, mit dem man sich zusammengefunden hat, sich mit der Faust abzuklatschen (”glove touch” oder “fist bump”).

Touching gloves vor einem UFC-Kampf

Das selbe gilt nach Beendigung der Runde. Damit signalisiert man, dass alles, was gerade eben passiert ist, nur auf sportlicher Ebene geschehen ist, und es keine persönliche Abneigung gegeneinander gibt. So bleibt eine freundschaftliche Atmosphäre aufrecht erhalten, obwohl man sich konstant in die Fresse schlägt.


Fazit


Beim Kampfsporttraining bewegen wir uns in einem besonderen sozialen Raum, der gleichfalls besondere Regeln mit sich bringt. Viele dieser Regeln sind historisch gewachsen um Frieden, Sicherheit und Motivation während und nach des Kampfsporttrainings aufrecht zu erhalten. Wenn wir uns also alle an diesen respektvollen und achtsamen Umgang miteinander halten, entsteht daraus eine Atmosphäre in die man jederzeit gerne zurück kehrt.



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