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Bali - Mondo Surf Village [Reise]

  • Autorenbild: versus
    versus
  • 14. Nov. 2023
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Juli 2024

Surfen ist eine dieser Sportarten, mit denen man ein Lebensgefühl verbindet, wie mit nur wenig anderen: Reiselust, Strandparties, endlose Horizonte, Lagerfeuer, sonnengegerbte Haut, Ungezwungenheit, Gitarrenmusik… Wir geben also endlich nach und stellen auf den Prüfstand, ob der Surferboy-Lifestyle wirklich etwas für uns ist, oder ob kaltes Wasser und Sand in jeder Körperöffnung auf Dauer doch die Romantik trüben.


von versus


Wie alle guten Reiseideen, entstand diese in den kalten Winternächten des Monats Januar. Es ist die Zeit des Jahres, in der die Schichten an Klamotten und der ständig nasse und mit Rollsplit panierte Eingangsbereich der Wohnung zu nerven beginnen. Man sehnt sich nach dem diametralen Gegenteil des kalten Jahresbeginns und ist zudem noch voller frischer Vorsätze, dies Jahr zu "seinem Jahr" zu machen. Was ist von der Ausgangssituation also weiter entfernt als ein Surfurlaub in Südostasien.


Surfen ist aber eine der Dinge, die man nicht an einem Tag lernen kann. Und wahrscheinlich auch nicht autodidaktisch - so wurde uns es zumindest des Öfteren zugetragen. Diese Überlegungen führten uns in Richtung eines Surfcamps, da man dort mehrere Tage verbringen und professionelle Einweisungen in diese Wassersportart erwarten kann.

Was aber wenn uns surfen keinen Spaß macht? Werden wir dann wortwörtlich viel Geld in den Sand gesetzt haben, nur um nach der erste Session zu merken, dass es nicht unser Ding ist? Dessen muss man sich immer bewusst sein, wenn man etwas Neues startet - Theorie und Praxis liegen vor allem bei Outdooraktivitäten meist sehr weit auseinander.


Nur ein kleiner Teil der Mondo Surf Village

Daher haben wir nach Camps gesucht, die ein zweites Interesse, von dem wir wissen, dass es bereits unsere Leidenschaft ist, mit dem Surfen verbindet: Kampfsport. Dabei sind wir auf die Mondo Surf Village (Link) gestoßen, das mehrere Aktivitätspakete, unter anderem eben ein "Martial Arts + Surf"-Paket, anbietet.


Die Buchung (Anfang Mai für Oktober) lief über einen freundlichen Email-Austausch ab und unserer kleinen Reisegruppe, wurde sogar ein kleiner Rabatt gegönnt. Womit wir den verdient haben, wissen wir zwar nicht, aber wir haben ihn dankend angenommen. Dies lag vielleicht an der Off-Season. Denn eigentlich beginnt mit Oktober die Regensaison, doch tatsächlich hat es keinen einzigen Tag unseres Aufenthalts geregnet. Dann nur noch einen Flug inklusive Rückflug gebucht (in der Regel zwischen 1200 und 1400 Euro pro Person) und die Tage bis zum Abflug gezählt.


Körper


Muay Thai

Das bereits erwähnte Kampfsportpaket besteht aus 2 Surfeinheiten (die jeweils den Vormittag füllen) und 4 Kampfsporteinheiten (jeweils eine Stunde), wobei diese sich nach Wunsch aus BJJ- und Muay-Thai- Stunden zusammensetzen können. Die Uhrzeit und die Tage auf die man diese Einheiten aufteilen will werden vor Ort vereinbart und können auch flexibel (mit einer Vorlaufzeit von einem Tag) geändert werden.

Das Martial-Arts- und Yoga-Gym

Um die bestehenden Lücken im Standup zu schließen haben wir uns ausschließlich für Muay Thai entschieden (hätten dies aber jederzeit vor Ort ändern können). Das bemerkenswerteste dabei: Da die meisten Gäste von Mondo, das Camp als Surf- und Yoga-Retreat nutzen, sind die Kampfsportklassen nie größer als drei Personen (dies wurde uns von unserem Trainer bestätigt). Der Autor hatte das Glück drei von vier dieser Sessions alleine, also sozusagen als Privatunterricht, genießen zu dürfen. Die Fortschritte die man dabei macht, sind nicht zu vergleichen mit einer Gruppenstunde, wie man sie aus seinem örtlichen Dojo kennt. Detailfehler werden sofort korrigiert und eine Begründung jedes Mal mitgeliefert. Man möchte diese Art des Trainierens nicht mehr missen, sobald man diese Erfahrung einmal gemacht hat. Viel wichtiger jedoch ist die Tatsache, dass die Trainer zu Beginn der Stunde fragen, was der Fokus der Session sein sollte. So wird sichergestellt, dass man keine Routine von der Stange bekommt, sondern eine auf sich zugeschnittene Lerneinheit, um seine Lücken zu schließen.


Ein weiteres, unerwartetes, Highlight war, dass die letzten beiden Einheiten vom Besitzer der Mondo Surf Village geleitet wurden. Er freut sich offenbar immer, wenn jemand das Muay-Thai-Paket wählt und erklärt so das Training zur Chefsache. Er ist seit seiner Kindheit passionierter Kampfsportler und hat sein Muay-Thai-Wissen laut eigenen Erzählungen in mehreren Trainingscamps in Thailand vertieft. Jede Frage konnte bestens erklärt werden und er hat "Hausaufgaben" (in Form von Übungen) auf dem Weg gegeben, die bestimmte Schwächen im eigenen Stil verbessern werden. Die Art der der Wissensvermittlung war sehr geduldig, detailorientiert und typisch für den balinesischen Charakter: Eingebettet in viel Lachen und Humor. Die Freunde, wenn der Schüler ein Konzept verinnerlicht hat war genuin und ansteckend. Unsere beste Trainingserfahrung bisher.


Surfen

Wann und wo die Surfeinheiten beginnen ist von der Wasser- und Witterungsbedingungen abhängig, aber meist startet man zwischen 7 und 9 Uhr zu einem der nahegelegenen Strände (unter anderem den unter Surfen weltweit sehr geschätzten Canggu Beach). Was geographisch jedoch naheliegend erscheint ist logistisch eine ganz andere Geschichte: Für die 6 Kilometer zum designierten Strand braucht man mit dem Van (der jeden Morgen für den Transport bereit steht) eine Stunde. Dies ist dem regelbefreiten balinesischen Verkehr zu verdanken, ist aber auch Teil der Reiseerfahrung. Manche fahren jedoch mit Rollern, die es im Camp auszuleihen gibt.


Die Surfeinheit beginnt mit einem kurzen Warm-up (Strandlaufen und Dehnübungen), worauf anschließend den Neulingen die Grundlagen zunächst an Land beigebracht werden. Das beinhaltet das Vermitteln der Surfterminologie (Teile des Bretts) und Trockenübungen wie Paddeln und Pop-up (das Aufstehen). Wenn sich alle einigermaßen wohl fühlen geht es ins Wasser und man beginnt mit dem Versuch, unter den hilfreichen Zurufen der Trainer, die ersten Wellen zu stehen. Und was sollen wir sagen, der Funke ist gleich übergesprungen und die Sorge, dass uns Surfen keinen Spaß machen könnte waren völlig unbegründet.


Yoga

Yogasessions gibt es zwei pro Tag, eine am Morgen um 7:30 Uhr und eine am Abend um 17 Uhr. Die Abendeinheit ist Yin-Yoga, also eine sehr langsame und ruhige Variante, wohingegen die Morgeneinheit sportlicher ausfällt. Sie finden, wie die Kampfsportstunden in der offen-überdachten Pagode statt. Die tropischen Vogel- und Insektengeräusche zu hören und den Wind zu spüren, während man trainiert ist eine Erfahrung, die uns unsere heimischen Gym-Keller nicht vermissen lässt.


Fitness

Lediglich an Fitnessgeräten mangelt es in der Village. Dafür gibt es fußläufig (15 Minuten) ein Fitnesscenter (Elite Fit) für umgerechnet rund 60 Euro pro Woche. Dies wurde von uns jedoch nicht getestet, da unser Tage ausreichend ausgelastet warten.


Geist


Tempel
Tanah Lot

Bali als Insel der tausend Tempel gibt es viele Möglichkeiten die wunderschönen und altehrwürdigen Gebäudekomplexe zu besuchen. Dabei ist Pura Tanah Lot ein Zeugnis der reichen Geschichte und spirituellen Bedeutung der Insel. Dieser ikonische Meerestempel, der dramatisch auf einem Felsvorsprung inmitten der tosenden Wellen des Indischen Ozeans thront, ist ein Wunderwerk antiker Architektur und hinduistischer Mystik. Wenn die Sonne untergeht und den Tempel und den umliegenden Ozean in ein warmes Licht taucht, bietet sich dem Besucher eine beeindruckendes Kulisse. Die Erkundung von Balis Tempeln, insbesondere des beeindruckenden Pura Tanah Lot, ist eine Reise in das kulturelle Herz Balis.

Der vertrauenserweckende Eingang der Elefantenhöhle

Den zweiten Tempel den wir empfehlen können ist die sogenannte Elefantenhöhle. Auch wenn es sich dabei um eine Mogelpackung handelt (keine Elefanten weit und breit) ist es doch ein faszinierender Ort. Das Heiligtum geht mindestens auf das 11. Jahrhundert zurück und wurde 1922 entdeckt. Auffallend ist die Vielfalt der hinduistischen und buddhistischen Elemente. Der Eingang der Höhle besteht aus einer Art monströser Kreatur mit weit geöffnetem Maul. Hier wird die einzigartige Fusion aus Hindu- und Buddhismus deutlich, die in Bali praktiziert wird. Wir empfehlen stark die Dienste eines der auf dem Gelände anwesenden Tourguides in Anspruch zu nehmen, da man sonst nur auf Löcher in einer Steinmauer starrt und sich fragt, wieso man Eintritt gezahlt hat. Die Geschichte dahinter ist jedoch äußerst faszinierend und man wird zusätzlich noch in den Hintergründen und der friedlichen Zusammenarbeit der hinduistischen mit buddhistischen Mönche unterrichtet, die nur ein paar Meter weiter im Dschungel ihren Tempel hatten. Religiöses Miteinander kann also so einfach sein.


Legong

Um kulturell in die balinesische Kultur einzutauchen, gibt es die Möglichkeit, Legong Tanzaufführungen zu besuchen. Der Tanz wird von jungen Mädchen in Kostümen vollführt und ist anmutig mit Kopf-, Augen-, Hand- und Fingerbewegungen. Legong ist die Grundlage des klassischen balinesischen Tanzes. Der Legong Keraton ist dabei einer der wichtigsten Tänze auf Bali. Damals lieferten sich die verschiedenen Herrscher Balis einen erbitterten Kampf um die schönsten Darbietungen. Auch die meisten modernen regionalen Tänze haben ihren Ursprung in den Tanzmustern des klassischen Legong. Die Stadt Ubud bietet dabei ein diverses Programm für Aufführungen in Tempeln an.


Lesen
Lesespot

Als Buchklub muss nicht tiefer auf diese Beschäftigung eingegangen werden. Die Village bietet viele Spots (Poolliegen, Hängematten, eine abseits liegende Aussichtscouch...) um Fortschritte in seiner derzeitigen Lektüre zu machen. Unser Reiseführer war Bali von Roland Dusik aus dem DuMont-Verlag. Weitere Lesestoff war Siddharta von Hermann Hesse (Link zur Buchbesprechung), Dr. No von Ian Fleming und das Free Men's World-Magazin.


Seele


Rollerfahrstunden

Für Kontinentaleuropäer (in Indonesien fährt man auf der linken Seite), die nur wenig Rollerfahrung haben, ist es nicht empfehlenswert, sofort in den balinesischen Verkehr zu springen, wenn man nicht in der Statistik der ausländischen Verkehrstoten auftauchen will. Allein in den zwei Wochen unseres Aufenthaltes hat unsere Gruppe zwei einheimische Verkehrstote und einen Live-Unfall gesehen - alle jeweils mit einem Roller. Wer aber wie der Autor nicht auf die Erfahrung verzichten will, einmal im hektischen Verkehrschaos eines südostasiatischen Landes teilgenommen zu haben, kann für umgerechnet nur 25 Euro Fahrstunden nehmen, die von verschiedenen Privatpersonen in der Stadt angeboten werden, um danach Selbstbewusster durch die Blechlawinen zu manövrieren - ein Wissen, aus dem man immer wieder schöpfen kann, wenn man in diesem Teil der Welt auf Reisen geht. Denn Roller sind dort durch ihre kompakte Größe und Wendigkeit immer noch die schnellste Fortbewegungsart (da ein ÖPNV quasi nonexistent ist). Betonen wollen wir, dass uns ungeschriebene Regeln beigebracht wurden ("driving culture"), die als Außenstehender im Verkehr nicht einsehbar sind, aber das Miteinander und damit die Sicherheit in stressigen Situation immens erhöhen. Dies von einem Local (Unser Tipp: Bali Scooter Lesson) beigebracht zu bekommen ist stark zu empfehlen.


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