Peter Pan - J. M. Barrie [Buch]
- versus
- 12. Mai 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Juli 2024
"Peter Pan und Wendy", wie das Buch ursprünglich mit vollem Titel heißt, von J.M. Barrie ist ein klassischer Roman von 1911, der nach wie vor ein weltweit beliebtes Märchen ist. Er gilt als Teil der westlichen Literatur und Kulturkanons, der unzählige Adaptionen, Nacherzählungen und Interpretationen inspiriert hat. Was viele jedoch nicht wissen, ist, dass der Originaltext viel düsterer und nuancierter ist als seine populären Darstellungen. Barries mahnende Geschichte über einen Jungen, der nie erwachsen wird, beschäftigt sich mit Themen wie Verlust, Trauma und dem erbarmungslosen Lauf der Zeit. Während die fantastische Welt Kinder ansprechen mag, ist es aufgrund seiner düsteren Untertöne und gewalttätigen Szenen für viele zu grausam, um nur - und vor allem aus heutiger Sicht - als Kinderbuch betrachtet zu werden.
von versus

"Peter Pan und Wendy" ist ein Märchenroman von James Barrie, über einen Jungen, der kurz nach seiner Geburt von zu Hause weglief und nicht erwachsen werden wollte und seinen Abenteuern im Nimmerland mit den Geschwistern Wendy, John und Michael Darling, der Fee Tinkerbell, den Verlorenen Jungs und dem Antagonisten Captain Hook. Es wurde 1911 veröffentlicht und ist seitdem ein englischer und später internationaler Kinderbuchklassiker. Die Handlung der Geschichte geht auf das 1904 in London aufgeführte Theaterstück "Peter Pan, or The Boy Who Wouldn't Grow Up" zurück. Die Ereignisse des Stücks und des Buchs wiederum knüpfen an eine frühere Erzählung an, "Peter Pan in Kensington Gardens", die 1902 als Teil von Barries Roman "Der weiße Vogel" veröffentlicht wurde.
Handlung
Die Darlings sind eine typische Londoner Familie des späten 19. Jahrhunderts, bestehend aus George Darling, seiner Frau Mary Darling, ihren drei Kindern Wendy, John und Michael sowie Nana, dem kleinen Hund, der das Kindermädchen der Kinder ist (keine Fragen stellen; es handelt sich hierbei immerhin um ein Märchen).
Wendy, die älteste Tochter, erzählt ihren Geschwistern immer Geschichten, in denen es um Piraten, Meerjungfrauen, Feen und Indianer geht, und deren Hauptfigur ein sehr merkwürdiger Junge namens Peter Pan ist, der, ohne dass sie es wissen, zusammen mit seiner Fee Tinkerbell ihren Geschichten zuhört.
Eines Nachts verliert Peter seinen Schatten im Haus der Darlings. Wendy findet seinen Schatten, legt ihn weg, und in der nächsten Nacht steigt Peter Pan in das Haus der Darlings ein, um ihn zu suchen. Als Wendy dabei geweckt wird, hilft sie ihm und näht den Schatten an seine Füße, so dass er wieder mit ihm verbunden ist. Daraufhin beschließt Peter, dass Wendy die Mutter der verlorenen Jungen sein wird. Er bittet sie, ihn nach Nimmerland zu begleiten, seinem Zuhause, wo sie niemals erwachsen werden wird. Sie willigt ein, mit ihm zu gehen, aber nur, wenn ihre Brüder mitkommen dürfen, und Peter hat keine andere Wahl, als zuzustimmen. Gemeinsam fliegen sie nach Nimmerland. Dort erleben Wendy und ihre Geschwister viele Abenteuer, treffen Indianer und Meerjungfrauen, aber sie müssen sich dem boshaften Kapitän Hook stellen, der Peter Pan töten will, sobald sie die Insel erreichen.
Zu Peter Pan

Wir finden ja, dass Peter Pan im kollektiven Gedächtnis der Moderne viel zu gut weg kommt. Peter wird zwar heute als charmant und abenteuerlustig wahrgenommen, aber er ist tatsächlich ziemlich unausstehlich. Er ist egoistisch, manipulativ und stellt seine eigenen Wünsche oft über die Sicherheit und das Wohlergehen anderer. Obwohl er die titelgebende Figur ist und oft als Held dargestellt wird, ist Peter eigentlich das Gegenteil. Er übernimmt nie die Verantwortung für seine Handlungen. Er tötet Menschen mit der selben Gleichgültigkeit, mit der er ein Brot schmiert und vergisst nach kurzer Zeit bereits die Existenz seiner besten Freunde wie Tinkerbell und Wendy, die sich beide für ihn aufgeopfert haben. Sein Verhalten ist oft rücksichtslos, und er kümmert sich wenig um die Folgen seines Handelns. In vielerlei Hinsicht ist Peter Pan die Verkörperung von Unreife und Psychopathie was ihn zu einer frustrierenden und unsympathischen Figur macht.
Die Ausgabe von HarperCollins
Wir haben uns für die Lektüre für die Schmuckausgabe in englischer Sprache von HarperCollins Publishers entschieden.
Trotz aller blutigen Massaker, die Peter Pan, die Indianer und die Piraten täglich auf der kleinen Insel Nimmerland veranstalten, handelt es sich aber nach wie vor um ein auf Kinder abzielendes Märchen (in den 1910er Jahren hatte man ganz offensichtlich eine ganz andere Auffassung bezüglich dem, was Kindern zumutbar war und was nicht), und das schlägt sich ganz klar in der Sprache nieder. Wenn man das Buch jedoch auf Englisch liest, kommt man sich beim Lesen etwas weniger herabgewürdigt vor, vor allem weil man auch in den Genuss der fancy britischen Hochsprache des frühen 20sten Jahrhunderts kommt. Dazu sei auch gesagt, dass praktischerweise veraltete und selbst für den englischen Muttersprachler mittlerweile unbekannte Wörter in eckigen Klammern in modernes Englisch übersetzt werden. Woher wüsste man sonst, dass beispielsweise "tars" Matrosen (”sailors”) sind.
Diese Hardcover-Ausgabe von Peter Pan ist visuell beeindruckend und wurde von dem talentierten Designduo Minalima gestaltet, die auch schon für die Harry Potter-Filme alle grafischen Requisiten designten. Das Buch ist ein Kunstwerk, das auf jeder Seite mit Illustrationen und aufwendigen Designelementen aufwartet. Vom wunderschön gestalteten Einband mit geprägtem Schriftzug und metallischen Akzenten bis hin zu den detaillierten Karten und ganzseitigen Kapitelüberschriften ist jedes Detail dieser Ausgabe sorgfältig ausgearbeitet. Auch die Typografie und das Layout tragen zum Charme des Buches bei, wobei handschriftliche Notizen und Piktogramme das Erzählte teilweise visuell humoristisch nachstellen. Das Buch enthält eine Reihe interaktiver Elemente, wie z. B. ausziehbare Briefe und eine Pop-up-Szenen. Eine detaillierte Karte von Nimmerland erweitert das Leseerlebnis um eine weitere spannende Ebene der Erkundung. Wir hätten uns jedoch gewünscht, dass das Design noch mehr in die Richtung der edwardianischen Ära geht (wie beim Cover ja bereits sehr gelungen erreicht), in der das Buch entstanden ist, und weniger modern minimalistisch daher kommt. Das Ergebnis ist jedoch schönes Buch, das in jedem Bücherregal einen Ehrenplatz finden wird.
Da Barrie die Recht an den Büchern dem Great Ormond Street Hospital for Children vermacht hat, tut man beim Kauf dieses Klassikers des Weiteren sogar noch etwas Gutes.
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