Outdoor Stoffe
- versus
- 17. März
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Aktualisiert: 18. März
Überlegungen zur Wahl der richtigen Kleidung für Outdoor- oder Survival-Szenarien sollten eine hohe Priorität einnehmen, bevor man den Schritt vor die Haustür wagt. Denn nur mit dem richtigen Wissen darüber kann Sicherheit und Komfort in herausfordernden Szenarien gewährleistet werden. Wenn man die Eigenschaften der verschiedenen Stoffe und die Prinzipien des Schichtsystems kennt, kann man ein vielseitiges Bekleidungssystem zusammenstellen, das die eigenen Toleranzschwellen in der freien Natur erhöht.
Dieser Post ist Teil unserer Survival-Serie. Alle bereits erschienenen Serienteile findest du hier.

Zu den wichtigsten Funktionen dieser Bekleidung gehören die Regulierung der Körpertemperatur, das Feuchtigkeitsmanagement und der Schutz vor Umwelteinflüssen wie Wind, Regen und UV-Strahlung. Im Gegensatz zur Alltagskleidung muss Survival-Bekleidung sorgfältig ausgewählt und in mehreren Schichten getragen werden, um sich den wechselnden Bedingungen und Aktivitätsstufen anzupassen. Falsche Entscheidungen - wie z. B. die Verwendung von Materialien, die Feuchtigkeit speichern oder bei Nässe nicht isolieren - können zu vermeidbaren Risiken wie Unterkühlung oder Überhitzung führen.
Naturfasern
Naturfasern sind nach wie vor die Grundlage vieler Outdoor-Bekleidungssysteme und bieten aufgrund ihrer inhärenten Eigenschaften unterschiedliche Vorteile und Einschränkungen. Merinowolle zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, Feuchtigkeit abzutransportieren, die Temperatur zu regulieren und Gerüche zu unterbinden - eine Kombination, die sie für Basisschichten bei kalten oder dynamischen Bedingungen besonders geeignet macht. Baumwolle ist zwar atmungsaktiv und in trockenen Umgebungen bequem, birgt aber in nassen oder kühlen Umgebungen Risiken, da sie dazu neigt, Feuchtigkeit aufzunehmen und zu speichern, was den Wärmeverlust beschleunigen kann. Seiden- und Bambusgewebe bieten leichte, hypoallergene Alternativen, wobei Seide durch ihr geringes Gewicht im Verhältnis zur Wärmeleistung besticht und Bambus natürliche antibakterielle Eigenschaften besitzt. Allerdings sind diese Materialien oft nicht so strapazierfähig wie Wolle oder Synthetik, was ihre Verwendung auf bestimmte Szenarien beschränkt. Man muss also bei der Auswahl von Naturfasern auf deren Wechselwirkung mit den Umgebungsbedingungen achten: Merino für aktives Feuchtigkeitsmanagement, Baumwolle nur in zuverlässig trockenen Klimazonen und Seide oder Bambus für Aktivitäten mit geringer Intensität, bei denen Hautempfindlichkeit oder Packgewicht eine Rolle spielen.
Kunstfasern

Kunstfasern zeichnen sich durch schnelles Feuchtigkeitsmanagement und Widerstandsfähigkeit aus. Polyester und Nylon dominieren die Outdoor-Bekleidung aufgrund ihrer hydrophoben Eigenschaften, die den Schweiß effizient von der Haut ableiten und schnell trocknen - entscheidend für intensive Aktivitäten oder nasse Umgebungen. Fleece, ein Polyesterderivat, bietet eine leichte Isolierung in den mittleren Schichten und speichert die Wärme, ohne Feuchtigkeit zu absorbieren, allerdings auf Kosten der Windbeständigkeit. Hochentwickelte Membranen wie Gore-Tex verbinden Wasserdichtheit mit Atmungsaktivität und sind ideal für Außenschichten, die vor Regen schützen und gleichzeitig die Kondensation verringern. Zu den Nachteilen von Synthetikfasern gehört jedoch die Anfälligkeit für Geruchsbildung im Vergleich zu antimikrobiellen Naturfasern. Ihre Widerstandsfähigkeit gegen Abrieb und Schimmel macht sie in unwegsamem Gelände wiederum unverzichtbar, doch ihre mangelnde Hitzebeständigkeit (z. B. Schmelzen in der Nähe von Flammen) mahnt zur Vorsicht. In Überlebenssituationen sollten synthetische Materialien bei feuchtem Klima, dynamischer Anstrengung oder längerem Tragen bevorzugt werden, wenn Feuchtigkeitsregulierung und Langlebigkeit wichtiger sind als Komfort.
Isolationsmaterialien
Isolationsmaterialien werden so entwickelt, dass sie die Körperwärme einschließen, wobei Daunen und synthetische Fasern zwei unterschiedliche Ansätze bieten. Daunen, die aus dem Gefieder von Enten oder Gänsen gewonnen werden, bieten ein unübertroffenes Wärme-Gewichts-Verhältnis und eine hervorragende Komprimierbarkeit, was sie ideal für kalte, trockene Umgebungen macht, in denen ein möglichst geringes Packgewicht entscheidend ist. Allerdings bricht ihre Struktur, die auf Lufttaschen beruht, zusammen, wenn sie nass wird, was die Isolierung drastisch verringert. Synthetische Alternativen wie PrimaLoft oder Thinsulate auf Polyesterbasis behalten ihre Wärmeleistung auch in feuchtem Zustand bei, trocknen schneller und sind im Laufe der Zeit kompressionsbeständig, allerdings um den Preis zusätzlichen Gewichtes. Innovationen wie hydrophobe Daunenbehandlungen mindern die Feuchtigkeitsanfälligkeit, können aber bei anhaltender Nässe nicht mit synthetischen Materialien mithalten. Man sollte also bei nassem oder unvorhersehbarem Klima synthetischen Isolierungen den Vorzug geben und Daunen für Szenarien reservieren, in denen Trockenheit gewährleistet ist.
Klimaspezifische Strategien

Bei extremen Klimabedingungen wird die Wahl des Stoffes zum Überlebenskriterium. In kalten/feuchten Umgebungen sollte man synthetischen Stoffen wie Polyester und Nylon den Vorzug geben, die Feuchtigkeit abweisen und schnell trocknen, um die fatale Tendenz von Baumwolle zu vermeiden, Wasser einzuschließen und somit den Wärmeverlust zu beschleunigen. Wasserdichte Membranen (z. B. Gore-Tex) schützen vor Sättigung von außen, während synthetische Isolierung (PrimaLoft) im Gegensatz zur feuchtigkeitsempfindlichen Daunenstruktur die Wärme auch in feuchtem Zustand beibehält. Bei heißem/trockenem Klima schützen UV-reflektierende Stoffe (z. B. Nylon mit UPF 50+) vor Sonneneinstrahlung, während locker gewebte und atmungsaktive Materialien wie Leinen oder feuchtigkeitsableitender Bambus die Luftzirkulation fördern und einen Hitzestau verhindern. Paradoxerweise spenden dicht gewebte, aber locker sitzende Stoffe - wie sie traditionellerweise von Wüstenvölkern verwendet werden - Schatten und puffern die Luftzirkulation. Die Eigenschaften jedes Stoffes - wasserabweisend, UV-beständig oder atmungsaktiv - müssen auf die vorherrschenden Belastungsfaktoren der Umgebung abgestimmt sein: Bei Fehlkalkulationen besteht die Gefahr einer Unterkühlung bei kalter Nässe oder eines Hitzeschlages bei starker Sonne.
Stoffeigenschaften Matrix
Kein einzelnes Material dominiert, sondern die strategische Kombination von Feuchtigkeitsresistenz, Isolierung, Atmungsaktivität und Strapazierfähigkeit führt zu einem System, das größer ist als die Summe seiner Teile. Bei einer Regenwaldtour werden beispielsweise schnelltrocknende Synthetikmaterialien (Feuchtigkeit), Netzbelüftung (Wärme) und silikonbeschichtetes Nylon (Regen) kombiniert, während bei einer Arktisreise Merinowolle (Feuchtigkeit), winddichtes Fleece (atmungsaktive Wärme) und unbehandelte Daunen (trockene Kälte) aufeinander geschichtet werden. Das Ziel ist nicht Perfektion, sondern ein kontextgerechter Kompromiss.
Die Eigenschaften aller angesprochenen Stoffe haben wir hier in dieser Tabelle noch einmal übersichtlich dargestellt:
Material | Kategorie | Vorteile | Nachteile |
Merinowolle | Naturfaser | feuchtigkeitsableitend, geruchshemmend, temperaturregulierend, biologisch abbaubar | teuer, weniger haltbar als Synthetik, langsam trocknend |
Baumwolle | Naturfaser | atmungsaktiv, bequem bei heißem/trockenem Klima, UV-Schutz (falls behandelt) | speichert Feuchtigkeit (Unterkühlungsgefahr bei Kälte/Nässe), trocknet langsam, schwer |
Seide | Naturfaser | leicht, hypoallergen, gutes Wärme-Gewichts-Verhältnis | teuer, schlechte Haltbarkeit, begrenzte Isolierung |
Bambus | Naturfaser | weich, hypoallergen, natürliche antibakterielle Eigenschaften | weniger haltbar, pillinganfällig, begrenzter Feuchtigkeitsabtransport |
Polyester | Kunstfaser | schnell trocknend, langlebig, erschwinglich, hydrophob | geruchsresistent, Mikroplastik, Schmelzgefahr |
Nylon | Kunstfaser | abriebfest (z. B. Cordura), leicht, schnell trocknend | geringere Atmungsaktivität, UV-Abwehr Verschlechterung im Laufe der Zeit |
Fleece | Kunstfaser | leichte Isolierung, atmungsaktiv, wärmt auch bei Feuchtigkeit. | geringe Windbeständigkeit, voluminöser als Daunen |
Gore-Tex | Spezialmembran | wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv (mit mechanischer Belüftung) | teuer, weniger atmungsaktiv bei hoher Luftfeuchtigkeit, pflegeintensiv |
PrimaLoft/ Thinsulate | Synthetische Isolierung | behält die Wärme bei, wenn nass, schnell trocknend, schimmelresistent | bauschiger als Daunen, weniger komprimierbar |
Daunen | Natürliche Isolierung | bestes Wärme-Gewichts-Verhältnis, hoch komprimierbar, langlebig | unbrauchbar wenn nass, teuer |
Linen | Naturfaser | hochgradig atmungsaktiv, UV-beständig, ideal für heißes/trockenes Klima | knittert leicht, geringe Isolierung, trocknet langsam |
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