Nie wieder Krank - Wim Hof, Koen de Jong [Buch]
- versus
- 10. März 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Juli 2024
Das Versprechen, nach der Lektüre dieses Buches nie wieder krank zu werden, ist mehr als gewagt. Dass die an die Hand gegebenen Werkzeuge, um unter eisigen Temperaturen noch funktionsfähig zu bleiben, jedoch keine Scharlatanerie sind, kann durch den Autor Wim "Iceman" Hof und etlichen Wissenschaftlern wenigstens bewiesen werden.
von versus
Aber zuallererst: Wer ist Wim Hof und warum ist er so besessen von Kälte?
Wim Hof, wegen seiner Toleranz gegenüber Eis auch als der "Iceman" bekannt, ist ein niederländischer Extremsportler, der für seine Fähigkeit, eisige Temperaturen zu ertragen, berühmt ist. Er hat mehrere Guinness-Weltrekorde gebrochen, indem er unter Eis geschwommen ist, mehrere Stunden in einem Eisbad ausharrte und einen Halbmarathon auf Eis und Schnee lief. Er führt diese Leistungen auf seine "Wim Hof Methode" (WHM) zurück, eine Kombination aus Kälteeinwirkung und Atem- und Meditationstechniken. In uns regt sich generell Skeptizismus, wenn uns ein Programm mit dem Komposit aus dem Namen des Gründers und der Wort "Methode" betitelt ist. Aber die Tatsache, dass Wim uns nur empfiehlt kalt zu duschen und uns keine Wundersalbe verkaufen will, entschuldigt dieses vorbelastete Branding. Ebenso war Hof Gegenstand mehrerer medizinischer Gutachten und fördert aktiv die wissenschaftliche Erforschung seiner Methodik, indem er sich immer wieder Tests und Untersuchungen unterzieht.
Im Jahr 2000 brach Hof den Guinness-Weltrekord für die längste unter Eis geschwommene Strecke mit 57,5 Metern. Er schwamm in einem See bei Pello in Finnland und ein Test am Tag zuvor endete fast in einer Katastrophe, da seine Hornhaut der Augen zu gefrieren begann und er blind schwimmen musste.
Sieben Jahre später brach Hof den Rekord für das Laufen eines Halbmarathons barfuß auf Eis und Schnee mit einer Zeit von 2 Stunden, 16 Minuten und 34 Sekunden.

Im selben Jahr kletterte Hof ausschließlich in Shorts und Turnschuhen bekleidet auf eine Höhe von 7.200 Metern auf dem Mount Everest, erreichte den Gipfel aber aufgrund einer Fußverletzung nicht. Im Februar 2009 bestieg Hof in zwei Tagen nur in Shorts und Turnschuhen den Kilimandscharo. Weil ihm einmal aber nicht reichte, bestieg er 2016 in 28 Stunden den Kilimandscharo erneut. Im September des selben Jahres lief er einen Marathon in der Namib-Wüste ohne Wasser.
Giftinjektion
Seit 2010 wird Hof von Forschern des UMC St. Radboud University Hospital in Nijmegen untersucht, um herauszufinden, wie er zu seinen Leistungen kommt. Während eines Experiments, bei dem Hof während seiner Meditation in einem Eisbad saß, wurden einige Tests durchgeführt, bei denen ihm Endotoxine verabreicht wurde. Sein Körper zeigte überdurchschnittlich hohe Cortisolwerte. Außerdem war seine Immunreaktion im Vergleich zu anderen um 50 Prozent geringer, und sein Körper produzierte weniger entzündliche Proteine.
Obwohl Hof behauptete, dass er sein autonomes Nervensystem und die Immunreaktion durch Konzentration und Meditation beeinflussen konnte, ist ein Befund bei einer Person kein wissenschaftlicher Beweis dafür, dass Meditation das autonome Nervensystem und die Immunreaktion beeinflussen kann. Die Forscher schlugen vor, in einer Folgestudie von Hof trainierte Probanden mit normalen Probanden zu vergleichen, was mit einer Interventionsgruppe von zwölf von ihm trainierten Probanden und einer Kontrollgruppe von zwölf untrainierten Probanden, denen Endotoxin aus dem Bakterium Escherichia coli in die Blutbahn verabreicht wurde, durchgeführt wurde. Die trainierten Probanden der Interventionsgruppe führten Atemübungen durch, die dazu führten, dass dem Gewebe Sauerstoff entzogen wurde (Hypoxie) und der Körper alkalischer wurde (Alkalose), was den Adrenalinspiegel auf ein höheres Niveau ansteigen ließ, als es für eine Person, die zum ersten Mal Bungee-Jumping betreibt, üblich ist. Als Reaktion darauf wurden mehr Entzündungsmediatoren einschließlich Interleukin-10 produziert. Diese Gruppe zeigte weniger Krankheitssymptome als die Kontrollgruppe. Die Ergebnisse der Studie gaben den Hinweis, dass trainierte Personen ihre Immunantwort beeinflussen können.
Laut Wouter Van Marken Lichtenbelt zeigte diese Untersuchung "schlüssig", dass das Immunsystem durch die Wim-Hof-Methode beeinflusst werden kann, aber es konnte noch nicht bestimmt werden, welcher Teil davon dies verursacht. Laut den Forschern Kox und Pickkers war bereits bekannt, dass tiefes Atmen im Wechsel mit langem Anhalten des Atems eine starke Veränderung des Säure- und Sauerstoffgehalts des Blutes bewirkt. Es war auch schon bekannt, dass ein hoher Adrenalinspiegel die Funktion des Immunsystems hemmt. Laut Forscher Pickkers handelte es sich also um körperlichen Stress, der nichts mit der Psyche zu tun hatte. Der Wissenschaftsjournalist Marcel Hulspas gab zu bedenken, dass die nachgewiesene reduzierte Immunantwort nicht bedeutet, dass Hof weniger krankheitsanfällig ist.
Wim Hof vermarktete zusammen mit seinem Sohn Enahm Hof ein Trainingsprogramm, das er "die Wim Hof Methode (WHM)" nannte. Die Methode umfasst drei "Säulen": Kältetherapie, Atmung und Meditation. Sie hat Ähnlichkeiten mit der tibetischen Meditation und dem Pranayama, die beide Atemtechniken verwenden.
Jetzt sind wir dran
Der Titel des Buch wird unserer Meinung jedoch dem Inhalt nicht gerecht und wohl eher aus einer Marketingsicht gewählt um hauptsächlich den boomenden Gesundheitsmarkt zu bedienen. Aber in diesem Buch geht es um viel mehr. Wenn es nämlich wahr ist, was Wim glaubt entdeckt zu haben, nämlich dass man sein autonomes Nervensystem aktiv kontrollieren kann, dann ist dies mehr als faszinierend.

Unser Tipp: Wer Smartphones generell nicht abgeneigt ist, kann sich die sehr schön gestaltete WHM-App herunterladen. Die ersten Übungen sind kostenlos und Wim zeigt dir persönlich anhand von Videos, wie sie korrekt auszuführen sind - eine sehr gute Starthilfe. Ansonsten findet man auch im Web ausreichend Videos dazu.
Außerdem wollen wir darauf hinweisen, dass das Buch auch auf Spotify als Hörbuch zur Verfügung steht. Wir wollen mit diesem Blog zwar Menschen anregen, wieder mehr zum gedruckten Wort zu greifen, aber wir verstehen auch, dass dies der Alltag nicht immer zulässt, und wollen, nach Möglichkeit, auf Alternativen hinweisen.
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