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Die Welt des Adels - Bettina Musall und Eva-Maria Schnurr (Hrsg.) [Buchbesprechung]

  • Autorenbild: versus
    versus
  • 21. Juli 2023
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Juli 2024

Man soll ein Buch nicht nach seinem Umschlag beurteilen, heißt es, woraufhin meist eine Abwertung ebendieses folgt. Im Falle des Buches “Die Welt des Adels”, von Bettina Musall und Eva-Maria Schnurr (Hrsg.), trifft diese Weisheit weniger auf den tatsächlich feinen Gemälde-Fullbleed-Schutzumschlag zu, sondern auf den Rückentext. Dieser liest sich nämlich wie aus dem Promotext der Rentner-Illu Adel Aktuell (für 90 Cent im Bahnhofszeitschriftenladen erhältlich) entsprungen.


von versus


Wollten Sie nicht schon immer wissen, was bei Hofe wirklich passiert? Wie man sich in der höfisch-ritterlichen Welt kleiden und verhalten musste? Was Aristokratinnen heimlich in ihre Tagebücher schrieben, und welche Blaublüter doch tatsächlich selbst arbeiteten?

Diese Oberflächlichkeiten werden den wissenschaftlichen Essays, aus denen das Buch zusammengestellt ist, nicht gerecht.


Zuerst erschienen sind diese in der Zeitschriftenreihe Spiegel Geschichte. Naturgemäß heterogen sind diese also hinsichtlich Sprache und Aufbau.

Chronologisch vorgehend lernt man über die Entstehung des Ritterstandes, den Alltag adliger Frauen im 18. und 19. Jahrhundert (collagenhaft in Form von zitierten Tagebucheinträgen) und über das Verhältnis des Adels zum Nationalsozialismus (Spoiler: BFFs). Zwischen den einzelnen Aufsätzen gibt es immer wieder Infoblöcke (”Schnelles Wissen”) und sporadisch Schwarzweißbilder. Am Ende bekommen die größten Adelsdynastien jeweils ein zweiseitiges Kurzprofil gesponsert, was vor allem für diejenigen, die Hohenzollern und Wittelsbacher noch nie auseinanderhalten konnten (schuldig in Sinne der Anklage) praktisch ist. Die Hoffnung, dass es irgendwann einmal hängen bleibt, nachdem man es gefühlt zum hundertsten Mal gelesen hat, stirbt ja nie.


Den Abschluss macht eine Chronik und Buchempfehlungen. Man hat bei der Lektüre der 253 Seiten also tatsächlich konstant das Gefühl, eine wenig bebilderte und farblose Zeitschrift zu lesen. Was aber definitiv nicht als negativ zu bewerten ist. Das Layout der Beiträge, mit teils kleinen Verzierungen und schön formatierten Zitatblöcken, wird der Thematik stets gerecht und die Migration der Texte aus dem Illustrierten- in ein Sachbuchformat gelang erfolgreich.


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