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AG1 (Athletic Greens) [Test]

  • Autorenbild: versus
    versus
  • 7. Okt. 2022
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Juli 2024

Abgesehen von NordVPN fährt in meiner Bubble wohl niemand eine derartig ubiquitäre Werbestrategie wie AG1 (vormals Athletic Greens). Im Gegensatz zu einem kryptografischen Tunnel auf einen mir unbekannten Server sehe ich jedoch tatsächlich einen praktischen täglichen Nutzen in einem (wie angepriesenen) All-in-one Supplement-Smoothie. Also Zeit, sich das grüne Gymrat-Koks mal genauer anzusehen.


von versus


Eines der vorgebrachten Argumente der freiberuflichen Werbesprecher (Podcaster) bezüglich AG1 ist der Vorteil, dass man nicht zig verschiedene Supplements jonglieren und korrekt dosieren muss um auf seinen täglichen Bedarf zu kommen. Da ich selbst mehr Tabletten einschmeiße als ein Raver an einem Samstagsabend war ich von der vermeintlichen Simplifizierung meiner Vitaminzufuhr durchaus angetan. Außerdem werden die Inhaltstoffe von AG1 aus getrockneten Pflanzen gewonnen und nicht synthetisiert wie bei normalen Supplement-Pillen, was eine bessere Bioverfügbarkeit der Vitamine und Mineralstoffe zum Ergebnis hat.

Eine Packung AG1 á 360 Gramm

Nach einem Huberman Lab-Podcast-Marathon hat dann die Werbefalle endgültig zugeschnappt und ich habe mir spontan eine Packung gekauft. Dabei hallte durchgehend das Wort “probiotic” durch meinen Kopf, denn tatsächlich habe mich kurze Zeit davor schon etwas intensiver damit beschäftigt, wie wir uns mit unserer modernen westlichen Ernährung die Darmflora zerschießen und was dies für beunruhigende Auswirkungen auf unser Gehirn und Nervensystem hat. Smoothies und Supplemente gibt es viele aber diese auch noch versetzt mit Probiotika fand ich dann doch sehr spannend und hat mir auch gezeigt, dass der Hersteller sich ein, zwei Gedanken zu einer ganzheitlichen Herangehensweise gemacht hat.


Des weiteren ist AG1 für eine vegane, ketogene und Paleo-Ernährung geeignet und besticht durch die Abwesenheit von Gluten, Herbi- und Pestiziden, so wie künstlichen Farb-, Aroma-, Haltbarkeits- und Süßstoffen. Bisher wurden 52 Iterationen des Produktes unter TGA- bwz. GMP-zertifizierten Bedingungen hergestellt und man forscht derzeit an der 53sten.


7-(mehr oder weniger-)Tage-Test


Inhaltsstoffe für Ameisen. Für eine größere Ansicht klickt auf das Bild.

Um herauszufinden, ob die 107 Euro gut angelegt waren, oder ob es nur teuren Urin erzeugt, habe mich dazu entschlossen, dieses Experiment sieben Tage lang zu dokumentieren. Dabei haben ich die Empfehlung des Herstellers befolgt und AG1 jeden Morgen auf nüchternen Magen eingenommen, um das angebliche Optimum rauszuholen. Als Kaffeetrinker sollt man mit seiner ersten Tasse danach allerdings 30 Minuten warten, da Koffein die Aufnahme einiger Bestandteile des Smoothies blocken kann (Eisen, Zink und Kalium beispielsweise).


Die Empfehlung der morgendlichen Einnahme beißt sich jedoch mit einem möglichen Intervallfasten, was mich persönlich etwas stört. Für den Test wollte ich jedoch den besten Effekt erzielen und die Weißkittel von AG1 werden sich dabei schon etwas gedacht haben.


Eine weitere Empfehlung ist, die Packung im Kühlschrank zu lagern, da sonst die probiotischen Bakterienkulturen absterben. Da diese ein großes Verkaufsargument für mich waren befolge ich diesen Vorschlag natürlich. Ein Problem entsteht dann, wenn ich die Packung aufgrund meiner multiplen Lebensmittelpunkte über längere Zeit in meinem Gepäck mitführen musste und sie dadurch immer wieder über relativ längere Zeiträume aufgewärmt wurde. Die Bakterien sind in meiner Packung als wahrscheinlich ziemlich schnell schon drauf gegangen. Aber genau für dieses Szenario bietet AG1 aber die sogenannten Travel Packs an. Gute Lösung, aber nochmal teurer. Meh.


1. Tag


Eine Portion besteht aus 12 Gramm Pulver (entspricht dem mitgeliefertem Löffel) in 236,588 Milliliter (angegeben auf der Packung sind 8 oz und ich will hier nichts unterschlagen). Mein Becher hat zunächst sehr nach Plastik gerochen, weswegen ich empfehle, ihn vor Erstgebraucht gründlich auszuspülen. Der Becher an sich ist zum Glück aber BPA-frei.


Zuerst am Pulver gerochen, ist das erste Wort, das mir in den Sinn kommt, “waldig” und gefällt schon mal. Seltsam aber wahr. Nach dem Mischen und Schütteln mit Wasser riecht es dann zusätzlich etwas fruchtiger.


Das erste Wort, das mir beim ersten Schluck jedoch einfällt ist “erdig”, aber nicht im negativen Sinn. Auch erinnert es mich an eine frisch gemähte Wiese. Also alles sehr naturnahe Eindrücke. Mir persönlich schmeckt es sehr gut und ein künstlicher Kaugummigeschmack beispielsweise würde den erlesenen Zutaten auch nicht gerecht werden.


Die Konsistenz nach 20 Sekunden schütteln ist sehr flüssig, was mich überrascht hat, denn ich hätte mehr die sandige Textur eines Pulvers erwartet, ähnlich wie bei Kreatin.

So sieht's aus

Das Auge isst (bzw. hier trinkt) mit, daher auch ein paar Wörter zur Optik: Das sehr dichte und deckende dunkelgrün des gemischten Getränks ist undurchsichtig und sehr schick. Es evoziert tatsächlich das Gefühl, etwas sehr konzentriertes zu sich zu nehmen. Und ja, ich hätte nie erwartet einmal schmachtend über einen Smoothie zu schreiben, aber hier sind wir jetzt. Und der Placeboeffekt ist immerhin auch ein Effekt und die Ästhetik des Drinks hilft dabei zumindest.


Im Interne habe ich mehrmals von Leuten gelesen, die meinten sie können durch den von AG1 hervorgerufenen Energieschub auf ihren Morgenkaffe verzichten. Das kann ich nach der ersten Einnahme jetzt nicht bestätigen, aber warten wir mal die nächsten Tage ab.


2. Tag


In der Nacht auf den zweiten Tag habe ich ausgesprochen schlecht geschlafen und hatte baustellenbedingt auch noch einen langen Arbeitsweg. Ich habe mein AG1 also erst nach eineinhalb Stunden nach dem Aufstehen in der Arbeit gemischt und getrunken (wodurch sich das Pulver natürlich aufgewärmt hat). Aber tatsächlich habe ich mich danach etwas fitter gefühlt. Und geschmeckt hat es auch immer noch.


3. Tag


An diesem Tag gab es keine Auffälligkeiten zu vermerken. Weder positiv noch negativ.


4. Tag


An diesem Morgen war ich wieder ausgesprochen müde und habe nach einem Shake tatsächlich wieder einen milden Energieschub gespürt.


5. und 6. Tag


Ich war das ganze Wochenende auf Achse, und habe meine Packung im Kühlschrank gelassen, da ich sie nicht drei Tage im Warmen rum transportieren wollte. Daher habe ich es an diesen Tagen auch nicht getrunken. Aber auch keine negativen Auswirkungen vernommen, weil ich es “abgesetzt” habe.


7. Tag


Hier habe ich einfach vergessen, mir einen Shake zuzubereitn. Man merkt also, dass es noch nicht in meine tägliche Routine über gegangen ist. Konsistenz ist bei solchen Dingen jedoch sehr wichtig. Vor allem wenn man vor hat, darüber einen Selbsttest zu schreiben… Ähem.


8. Tag


AG1 in seinem juvenilen Zustand als Pulver.

An dem Tag habe ich morgens einen deutlichen Energieschub gespürt. Warum das über die Dauer des Experiments zugenommen hat, weiß ich nicht. Vielleich psychosomatische Wunschdenken, vielleicht braucht es eine Zeit bis der Körper darauf anspringt. Wer weiß. Ich habe mich jedenfalls darüber gefreut. Mein Vorgehen an allen Tagen übrigens: Nach dem letzten Schluck des Bechers fülle ich die Flasche auch noch ein paar mal bis zur Hälfte und trinke den Rest. Somit startet man gut hydriert in den Tag und es bleiben keine Rückstände in der Flasche, was man bei über 100 Euro pro Packung durchaus vermeiden will (ich schlage immer noch meine Hände über dem Kopf zusammen). An diesem Tag beende ich meine Aufzeichnung, werde den Rest der Packung jedoch über die nächsten Wochen immer wieder on/off leer machen, da es sehr gut geschmeckt hat und tatsächlich leichte energetische Verbesserungen mit sich gebrach hat. Andere Effekte wie verbesserte Konzentration oder dergleichen habe ich leider nicht wahr genommen. Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich vor dem Test schon darauf geachtet habe, dass alle meine Vitamin- und Mineralspeicher immer gefüllt sind.


Fazit


Es handelt sich bei AG1 also nicht um einen Asterix-Wundertrank, aber hier und da hab ich positive Effekte bezüglich meines Energielevels feststellen können. Werde mich in Zukunft aber um Alternativprodukte umsehen, weil der Preis einfach absurd ist. Vielleicht vom Produktionsaufwand und der Ressourcengewinnung (die 75 Inhaltsstoffe werden aus der ganzen Welt zusammengetragen) gerechtfertigt, aber letztlich bleibt die Geldmenge, die über die Theke geht, trotzdem sehr hoch.


Addendum: Nach mittlerweile längerem (unregelmäßigem) Test, kann ich immer noch feststellen, dass es einem am Morgen tatsächlich einen subtilen Energieschub gibt. Ob das die 100 Euro wert sind, sei mal dahingestellt (zu den anderen positiven Effekten, die es offenbar haben soll). Aber es schmeckt mir tatsächlich sehr gut, wobei ich auch verstehen kann, wenn manch einer den Geschmack mit dem Ablecken der Innenseite eines Rasenmäherauffangkorbes mit einem Schuss Zitrone vergleichen könnte. Aber über Geschmäcker lässt sich streiten. Oder eben nicht. Ich vergesse immer wie der Spruch geht.


Punktebewertung


Angelehnt an das Framework des US-Department of Defense zur Bewertung von Nahrungsergänzungsmitteln, mit dem Mitarbeiter, ohne großen technischen Aufwand, ihre Supplements einer groben Gesundheitsanalyse unterziehen können, haben wir folgenden Referenzrahmen aufgestellt und entsprechend Punkte für AG1 vergeben.

Sind anerkannte Gütesiegel dritter vorhanden (GMT, IFS, HACCP, etc.)?

Ja

Sind sechs oder weniger Inhaltsstoffe auf der Zutatenliste aufgeführt?

Nein, weit gefehlt

Ist das Etikett frei von den Wörtern "Eigen", "Mischung", "Matrix" oder "Komplex"?

Ja

Sind die Namen aller Zutaten auf der Inhalts- und Zutatenliste leicht auszusprechen?

​Nein

Ist die Koffeinmenge 200 mg oder weniger pro Portion, laut Etikett?

Ja

Ist das Etikett frei von fragwürdigen Behauptungen und Aussagen?

Ja

​Sind alle empfohlenen Tagesdosen in Prozent auf der Nährwerttabelle weniger als 200%?

​Nein, keine Prozentualangaben

Wir konnten hier vier von den sieben Fragen mit einem "Ja" beantworten, was gerade noch das Prädikat "okay" einbringt. Weniger wären ein "no-go".


Ausblick


Es muss ein letztes Mal erwähnt werden: über 100 Euro für einen Beutel grünes Mehl ist einfach heftig. Und das ist auch der größte Kritikpunkt, dem man im Internet zu AG1 begegnet. Denn tatsächlich ist es sonst ein Premiumprodukt und der unbestrittene König unter den Green-Drinks. Dennoch werde ich mich nach preiswerteren Alternativen (die es übrigens in Hülle und Fülle gibt) umsehen. Ich habe dabei schon eine engere Auswahl im Blick und werde dazu in Zukunft einen Vergleichstest starten.


Zahlen bitte


Eine Packung: 360 Gramm

Eine Portion: 12 Gramm


Inhaltsstoffe: 75


Einnahme: Eine Portion pro Tag


Kosten pro Packung: 107 Euro (incl. Versandkosten)

Kosten pro Gramm: 0,297 Euro

Kosten pro Portion: 3,564 Euro

Kosten pro Inhaltsstoff: 1,427 Euro



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